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Deutsche Rockband | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Spätherbst 1971 gründete der Kunststudent und klassisch trainierte Musiker Jürgen Dollase (16.9.48) die Rockgruppe Blitzkrieg. Mit ihm rüsteten der amerikanische Gitarrist Bill Barone (31 .7.51), der holländische Bassist Jerry Berkers (14.12.47) und der deutsche Schlagzeuger Harald Großkopf (23.10.49) auf. Noch vor dem Jahresende 1971 spielte das westdeutsche Quartett die vier Themen der ersten Langspielplatte ein. Da eine (ältere) englische Band den Gruppennamen Blitzkrieg beanspruchte, entschied sich Jürgen Dollase für den Albumtitel "Blitzkrieg" und den neuen Bandnamen Wallenstein, nach dem gleichnamigen Feldherrn aus dem 30-jährigen Krieg.1 Zwar kam bei "Blitzkrieg" "manches schon von anderen Gruppen bekannt vor, das Ganze ist aber virtuos gespielt und zeigt, wozu die Rockmusik fähig ist, wenn andere Musikrichtungen (hier vorzugsweise Klassik bis zu den modernen Im- und Expressionisten) nicht nur collagenhaft eingebaut, sondern in den Kompositionen weiterverarbeitet werden" (SOUNDS). Dollase: "Ich schaffe aus dem 'Geist der Klassik' eine Musik, die sich nur gelegentlich gewisser Formprinzipien der Musiktradition bedient". Im Frühsommer 1972 nahmen Dollase, Barone, Berkers und Großkopf "Mother Universe", das zweite Album auf, für dessen Plattenhülle die Dollase-Großmutter abgelichtet wurde. Die französische Popzeitschrift BEST kürte "Mother Universe" zur "LP des Monats", mit der Begründung: "Die Musik von Wallenstein ist einmalig. Es gelingt ihnen, eine Synthese von reiner, melodischer Musik und hartem, brutalem Rock und unfaßbaren, an Wahnsinn grenzenden Empfindungen zu finden." Jürgen Dollase, Jerry Berkers, Harald Grosskopf, Bill Barone Im Herbst 1972 löste sich der Bassist Jerry Berkers, der unter dem Titel UNTERWEGS eine eigene Platte veröffentlichte, von Wallenstein und trat nur noch solo auf. In den nächsten Monaten gastierte Wallenstein "mit der Show wie bei Alice Cooper - lackierte Fingernägel, geschminkte Gesichter" (Pressetext) als Trio in der Schweiz und in Frankreich. TV-Auftritte im französischen, österreichischen und schweizer Fernsehen schlossen sich an. Durch die Sendung "Klatschmohn" und ein 70minütiges WDR-Porträt wurden Wallenstein auch in der Bundesrepublik vorgestellt. Vom Mai bis zum August 1973 bediente Dieter Meier den Wallenstein-Bass, danach kam Jürgen Pluta (4.12.50) in die Band. Im Juni wurde der Geiger Joachim Reiser als fünftes Wallenstein-Mitglied integriert. Mit Pluta und Reiser spielten Wallenstein am 16. September 1973 auf dem German Rock Festival in Krefeld und "räumten mächtig ab" (POP). Noch im gleichen Jahr erschien "Cosmic Century", das dritte Wallenstein-Produkt und erste Werk des "Symphonischen Rock Orchester". Nach langer Besinnungszeit spielten Wallenstein als letzte Gruppe des Labels "Kosmische Musik" im Januar 1975 das Album "Stories, Songs & Symphonies" ein, mit dem Bandchef Jürgen Dollase seine Programmusik-Idee zu verwirklichen suchte. Das Ergebnis, eine unharmonische Mischung aus Klassik, Jazz und Rock, fand keinen Anklang. Mitte 1975 verließ der Gitarrist Bill Barone die Band in Richtung USA, und auch der Schlagzeuger Harald Großkopf (später gelegentlich Mitspieler von Klaus Schulze) trennte sich von Wallenstein. Mit den neuen Mitspielern Gerd Klöcker (Gitarre) und Nicky Gebhard (Schlagzeug) erschienen Wallenstein im Herbst 1975 auf einer sehr erfolgreichen Frankreichtournee. Im Frühjahr 1976 verabschiedete sich auch der Geiger Joachim Reiser. Danach wurde es wieder still um Wallenstein. Erst eine Herbsttournee - zu der auch ein gelungener Auftritt beim "First Dortmunder Rockdream Festival" (2.10.) gehörte - brachte die Band wieder ins Gespräch. Musikalisch neu gewandet stellten sich Jürgen Dollase (Keyboards), Gerd Klöcker (Gitarre), Jürgen Pluta (Bass) und Nicky Gebhard (Schlagzeug) vom 16.4. - 25.6. auf einer Deutschlandtournee vor, zu der auch ein Auftritt beim Deutschrock-Festival in Krefeld (Pfingsten) gehörte. Auf der gleichzeitig erschienenen LP "No More Love" (dem auf der Plattenhülle abgebildeten Paar fehlten jegliche Geschlechtsteile) stellte sich das Quartett befreit vom Pathos vergangener Tage vor, blieb aber musikalisch flau und konzeptlos. Nach einem Konzert in Hildesheim (26.5.1978) entließ Jürgen Dollase alle Mitspieler und bereitete mit neuen Musikern einen Richtungs- und Stilwandel vor. Mit Joachim "Kim" Merz (2.2.53, Gesang), Pete Brough (17.12.55, Gitarre), Michael Dommers (22.10.53, Gesang), Terry Park (10.3.54, Bass) und Charly Terstappen (26.3.53, Schlagzeug) nahm er bereits Mitte 1978 zehn Eigenkompositionen auf, die mit den 'kopflastigen' ersten vier Wallenstein-Produktionen nicht zu vergleichen sind. Die Langspielplatte "Charline" macht deutlich, daß sich Wallenstein für einen kommerzielleren Weg mit gradlinigem Rock, einfacher Melodieführung und mehrstimmigen Gesang entschieden hatten. Am 10. November stellte sich die neue Wallenstein-Besetzung mit dem aktuellen Pop-Rock-Repertoire erstmals öffentlich in der Mönchengladbacher Kaiser Friedrich-Halle vor. Ihr Auftritt am 7.12. beim Dortmunder "Sound & Music Festival" wurde vom WDR aufgezeichnet und in der "Rockpalast"-Sendung am 27.12.1978 ausgestrahlt. Nach einer 79er Frühjahrstournee, "wo sie gefeiert wurden wie sonst nur ausländische Bands" (POP), und einem "Disco"-Auftritt kam die Gruppe zu ihrem ersten und einzigen Singlehit: "Charline" kletterte bis auf Rang 17 in den deutschen Popcharts. Im Sog des Single-Erfolges gaben Wallenstein 1979 mehr als 200 Konzerte, u. a. auf dem Loreley-Festival (12.8.79) und dem Festival in Pforzheim. Dazu kam (am 10.8.79) ein TV-Auftritt in der "Szene". Auch die im Oktober veröffentlichte LP "Blue Eyed Boys" entstand nach dem neuen Dollase-Konzept: "Eine straight spielende Rhythmussektion, ein prägender Lead-Gesang und ein hervorragender Satzgesang". Der gefällig arrangierte und durchsichtig produzierte Pop-Rock war kommerziell überaus erfolgreich. So verkaufte auch die Single-Auskopplung "Don't Let It Be" mehr als 100.000 Exemplare. Ab 1.1.1980 waren Wallenstein bei EMI unter Vertrag. Dort erschien bereits im März das Album "Fräulein"; bestückt mit "Pop sauberster Machart" (MUSIK EXPRESS). Die Band promotete das neue Songmaterial auf einer großen Deutschlandtournee und besuchte (gemeinsam mit den Scorpions) auch die Benelux-Länder, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Zwischenzeitlich setzte sich der Gitarrist Pete Brough ab, um in Südafrika ein Mitglied der Gruppe Clout zu heiraten. Jürgen Dollase, Texter, Komponist und Produzent aller Wallenstein-Werke, war 1980 Gastdozent an der Pädagogischen Hochschule Aachen. Mit der gegen Ende 1980 veröffentlichten Single "Lady In Blue" kam es zum ersten kommerziellen Einbruch. Auch das Album "Sssss ... top", obwohl deutlich Rock-orientierter konzipiert und weitgehend spieltechnisch hervorragend gestaltet, konnte am schwindenden Hörerinteresse nichts ändern. Von März bis Juni 1981 gingen Wallenstein letztmalig auf Tournee. Dann wurde die Band - wie andere auch - von der Neuen Deutschen Welle überspült. "Mit englischen Texten", erkannte Dollase, "war nichts mehr zu machen". Die 1982 gestarteten Versuche mit deutschen Textzeilen blieben in der Schublade. Ende 1982 schloß Dollase das Kapitel Wallenstein ab: "Ich denke gern daran zurück, weil ich immer von dieser Musik gelebt habe. Aber nun bin ich froh, daß Schluß ist". Text unter Verwendung von: Rock in Deutschland auf CD-Rom Weitere Informationen: http://www.germanrock.de/ __________ “Blitzkrieg“, war der ursprüngliche Name der Classic-Rockband „Wallenstein“. Diese beiden recht kriegerischen Namen hatten schon Anfang der Siebziger mit voller Absicht die Gemüter provoziert. Mit „Blitzkrieg“ bezeichnete Adolf Hitler seine barbarischen Raubzüge auf unsere Nachbarländer Polen, die Niederlande, Belgien und vor allem Frankreich. Selbstredend waren wir Musiker keine Anhänger dieses völkermordenden Nazi-Chauvinismus. Im Gegenteil. Einige von uns, mich eingeschlossen, waren Kriegsdienstverweigerer und damit ausgewiesene Gegner weltweiten Militarismus (speziell unseres deutschen, schon wegen der Verstrickungen unserer eigenen Eltern). Mein Vater war als 22-jähriger Soldat dabei, als die Deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 völkerrechtswidrig über Polen herfiel. Umso mehr gefiel uns die Idee, diesen international bekannten Begriff „Blitzkrieg“ umzukehren. Wir fielen quasi mit lautstarker, provokanter Musik und englischen Texten „blitzkriegartig“ über unsere ungeliebte, unbelehrbare, geschichtsverdrehende Elterngeneration her. Schon die Verwendung einer „undeutschen“ Sprache empfanden unsere Alten als unerträglich. Dass wir dabei auch noch einen Begriff beanspruchten, auf den die meisten dieser Generation stolz waren, setzte der Provokation noch eine Krone auf. Dann erfuhren wir, dass ausgerechnet eine englische Rockband diesen martialischen Namen für sich beanspruchte und sogar nachweislich eher verwendete als wir. Um Rechtsstreitigkeiten unserer Plattenfirmen aus dem Weg zu gehen, benannten wir uns kurzerhand in „Wallenstein“ um. Auch dieser Name des berühmtesten Heerführers des 30-jährigen Krieges im 17. Jahrhundert gab Anfang der Siebziger unseren Zuhörern Anlass zum Nachdenken. Unser Interesse galt in erster Linie seinem widersprüchlichen Charakter und seiner vehementen Auflehnung gegen allerhöchste Obrigkeit, die er am Ende mit seinem Leben bezahlte. Auch wir lehnten uns mit aller - meist friedlichen - Kraft gegen diese Nazi-Elterngeneration auf. So hatte Wallensteins Charakter ein wenig von unseren damaligen Helden wie Rudi Dutschke oder Benno Ohnesorg. Dutschke, ein hochintelligenter, radikaler Kopf und Führer der 68er Studentenbewegung (APO = Außerparlamentarische Opposition) starb Jahre nach einem Attentat auf ihn an dessen Folgen. Ohnesorg, ein junger Student, wurde bei einer Großdemonstration gegen Mohammed Reza Pahlevi vor der Deutschen Oper in Berlin von einem Polizisten erschossen. Pahlevi, von der CIA als Schah (Kaiser) von Persien finanziert und von der deutschen Regenbogenpresse angehimmelt, war als tyrannischer Despot berüchtigt. Seine ausschweifende Luxuskarriere endete mit der iranischen Revolution des Ajatollah Khomeini. (Harald Grosskopf)
Story von Harald Grosskopf Mit Achtzehn verweigerte ich erfolgreich den Kriegsdienst und kam zum Zivildienst, den ich in Seesen, einem kleinen Ort am Rande des Harzes und in Freiburg absolvierte. Ein harter Dienst, bei dem ich viel menschliches Elend sehen und erleben mußte. Zum Teil arbeitete ich als Hilfspfleger in diversen Operationssälen. Am Anfang ein großer Schock für einen Neunzehnjährigen. All diese Schnitte, das Blut, die Toten. Mein Entschluß stand fest. Im Oktober 1970, wieder zu Hause bei den Eltern, entschied ich, für den Rest meines Lebens Musik zu machen. Inzwischen war ich Hippie geworden, trug das Haar schulterlang und rauchte Haschisch. Manchmal schluckten wir LSD oder Mescalin, eine Droge, die von mexikanischen Indianern aus den weißen Blütenknöpfen (Buttons) des Peyotekaktus gewonnen wird. Ich zog bei meinen Eltern aus, nachdem ich dort noch zwei Wochen gewohnt hatte. Ich hatte mit Freunden eine Wohngemeinschaft gegründet und ein kleines Haus angemietet. Dort zog ich ein. Einer von uns Vieren war Ulli, Bassist der "Stuntmen", mit dem ich eine neue Band gründen wollte. Es ging in diesem kleinen Haus meist wild und chaotisch zu. Kurt injizierte sich regelmäßig Opium in den Arm. Da ich in Krankenhäusern gearbeitet hatte, verstand ich einiges von Sterilität und war entsetzt, mit welch gefährlicher Nachlässigkeit Kurt sich Schüsse setzte. Ganz unabhängig von der zerstörerischen Energie dieser Droge. Die unmittelbare Wirkung der Droge, welche sich drastisch in seiner Mimik und Körpersprache ausdrückte, haben mich nachhaltig abgestoßen. Ich schwor mir nie so etwas zu probieren. Es mißfiel mir auch, daß manche unserer Freunde und Bekannte in das Drogenbusiness eingestiegen waren. Sie brachten ihren Stoff, oft mehrere Kilogramm Haschisch, in unser Haus, legten ihn auf unseren Tisch und zerlegten ihn in kleine gut verkaufbare Portionen, die in Aluminiumfolie verpackt wurden. Ich befürchtete Schlimmstes. Meine dunklen Vorahnungen sollten kurz darauf Wirklichkeit werden. Eines Tages machte das Drogendezernat der Kriminalpolizei unserer Wohngemeinschaft den Garaus. Sie hatten das ganze Treiben wochenlang im Auge gehabt. Einige von uns wurden verhaftet. Am nächsten Tag prangte ein großes Foto mit all unseren "Drogenwerkzeugen" auf der Titelseite der Tageszeitung. Überschrift: "Rauschgiftkommune aufgeflogen". Ich entging der Verhaftung nur, weil sie in meinem Zimmer nichts gefunden hatten. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Situation heraus. Meine Karriere als Musiker, bei allen Vernebelungsexperimenten, hatte ich nicht aus den Augen verloren. Kurz nachdem der Laden aufgeflogen war, besuchten mich zwei Typen aus dem Rheinland. Sie hatten sich zuvor in Hannover erfolglos nach einem Drummer umgesehen. Dabei waren sie einem Freund von mir über den Weg gelaufen. Der hatte sie zu mir geschickt. Einer der beiden hatte wie ich schulterlanges, blondes Haar und stellte sich als Jürgen Dollase vor. Dieser Mensch war eine merkwürdige Erscheinung. Er war Student an der Düsseldorfer Kunstakademie und studierte Malerei. Sein Selbstbewußtsein schien mir grenzenlos. Ich hielt damals vieles von dem was er von sich gab für Angeberei, war aber auch sehr neugierig und witterte eine Chance weiterzukommen. [...] Wir kauften unsere Verstärkeranlagen in England. Mit dem Auto fuhren wir einige Male nach London und schmuggelten brandneues Zeugs, welches wir legal gekauft hatten, über die Grenzen von Belgien und Holland. Dem Zoll zeigten wir fingierte Reparaturquittungen, auf denen die Sachen als unser reparaturbedürftiges, legales Eigentum ausgewiesen war. Verstärker und eigentlich alles was eine Band so alles brauchte, war Anfang der Siebziger in England wesentlich billiger zu haben. [...] Jürgen Dollase war etwa ein Jahr älter als ich, spielte neben den Keyboards Bass und hatte gewaltige Pläne. Eine Platte sollte in naher Zukunft aufgenommen werden. Radioauftritte und Interviews waren organisiert. Ich beschloß spontan mit den beiden mitzufahren. Meine Schlagzeugkunst konnte ich ihnen nicht vorführen, da die Besucher der WG, die meist die Angewohnheit hatten auf meinem Schlagwerk herumzuballern, das gute Stück dabei demoliert hatten. Auf der Fahrt von Hannover ins Rheinland berichteten mir beide von ihrem begnadeten Gitarristen, der wie sich herausstellte tatsächlich ein großartiger Musiker war und der mit Jürgen die Band bildete, welche Blitzkrieg heißen sollte. Ein ziemlich provokanter Name für eine deutsche Rockband, wie ich fand. Wir übten, außer Sonntags, jeden Tag. Mindestens sechs bis sieben Stunden am Stück. Das Programm war kompliziert, umfangreich und forderte, da ich Notenlesen nicht beherrschte, meine ganze Aufmerksamkeit. Einen wesentlichen Teil meiner Technik habe ich dieser intensiven Proberei zu verdanken. Ich wurde bei den Eltern von Jürgen untergebracht. Sein Vater war Rektor eines kleinen Gymnasiums. Im Hause gab es noch die Mutter von Jürgen, seine Großmutter, zwei jüngere Schwestern und einen Bruder in meinem Alter. Rainer, der ältere Bruder von Jürgen, war Doktor der Psychologie und wollte Professor werden, wohnte aber nicht mehr im Hause und war verheiratet. Rainer sorgte dafür, daß ich mit meinem Zeichentalent einiges für meinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Er gab mir die Möglichkeit, eine seiner fachliterarischen Veröffentlichungen über Kinderpsychlogie mit Illustrationen zu gestalten. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Mein Schlafplatz im freundlichen, menschenreichen Einfamilienhaus der Dollases wurde der einzig noch verbleibende Raum des Hauses - der Vorratskeller. Man stellte mir ein Campingbett zur Verfügung. Ich war zufrieden. Die kurze Zeit bis zum internationalen Durchbruch konnte ich auf diese Art und Weise leicht durchstehen. Mich selber zu ernähren und zu versorgen war ich nicht gewohnt. Diese Tatsache beunruhigte mich damals auch nicht sonderlich. Ich besaß keinen Pfennig. Als der internationale Durchbruch nach drei Wochen nicht erreicht war, mußte ich mich darauf vorbereiten, auf den familiären Schutz zu verzichten. Die zweimonatliche Gastfreundschaft, inklusive leiblicher Versorgung, ist mir bis heute in angenehmer Erinnerung. [...] Man hatte mir eine Einzimmerwohnung in Mönchengladbach besorgt. Sie diente bis zu meinem Einzug dazu, Stripperinnen und Barfrauen, die im Vorderhaus in der "Saharabar" ihrem Broterwerb nachgingen, Unterkunft und Umkleideraum zu sein. Über mir wohnte ein freundlicher Mann, der ab und zu für einige Monate "auf Urlaub" ging, wie mir seine Freundin jedesmal zu erzählen versuchte. Manchmal, wenn seine Dusche kaputt war, kam er zu mir herunter und fragte mich, ob er sich bei mir duschen könne, was ich ihm nie abschlug. Er schien von kleinen Gaunereien zu leben, welche er von Zeit zu Zeit gemeinsam mit Peter G., dem Betreiber der "Saharabar" betrieb. Einmal kam Peter frühmorgens in mein Zimmer gestürzt, nachdem er wie wild gegen die heruntergezogenen Rolläden geschlagen hatte. Er berichtete mir atemlos, daß sie gerade eben, auf einer ihrer Touren, bei der sie ein Teppichlager um den Inhalt reduziert hatten, der Polizei, die schon in Sichtweite war, entwischen konnten.
Peter war ein fanatischer Fan von "Borussia Mönchengladbach". Die waren 1971 und '72 Deutscher Fußballmeister geworden. Peter war ein Mensch, der nicht davor zurückschreckte zahlungsunwillige Gäste seiner "Saharabar" samt Türfüllung aus dem zwielichtigen Etablissement zu befördern. Dieser Mann sollte fortan der Manager von Blitzkrieg sein. Wenn Peter mit seinem über mir wohnenden Kumpel nächtliche Touren unternahm, lieh er sich zuweilen unseren Bandbus. Manchmal brach mitten in der Nacht heftiger Streit zwischen den beiden aus. Dann flogen die Fäuste unter lauten Drohungen. In tiefstem rheinischen Slang. Es krachte stundenlang im Hausflur. Sie schlugen und schleuderten sich gegenseitig auf die Holztreppe, gegen Türen und Treppengeländer. Ich wagte nicht zu atmen. Anderntags schien zwischen ihnen nichts ungewöhnliches geschehen zu sein. Peter besaß einen großen grünmetallenen Mercedes 280 SE, mit dem er uns, oft mit atemberaubender Geschwindigkeit, bei der mir der Angstschweiß den Nacken herunterlief, zu den Gigs fuhr. Er hatte die äußerst unangenehme Angewohnheit, sich während der Fahrt hektisch, einen Redeschwall auf uns herablassend, über beängstigend lange Zeiträume zu uns herumzudrehen. Zwei seiner schönen Autos hat er bei ähnlicher Gelegenheit zu Schrott gefahren. Gottseidank ohne uns. Die einzige Geldquelle, die ich damals hatte, waren zehn, manchmal zwanzig Mark, die Peter mir unwillig einmal bis zwei mal die Woche in die Hand drückte. Ein erniedrigendes Gefühl. Außerdem war es hart, mit so wenig Geld auszukommen. Peter hatte Kontakte zu Plattenfirmen aufgenommen. Wolfgang Steinicke, unser Gitarrist, wollte allerdings keine professionelle Karriere als Musiker anfangen. Er wollte Mathematik studieren. Ich war sehr enttäuscht, als wir durch seine Freundin erfuhren, daß er aussteigen wolle. 30 Jahre später hatte ich dank Internet wieder Kontakt zu Wolfgang. Er ist ein freundlicher Mensch, erfolgreich einbezogen in astronomische Wissenschaften, schreibt Bücher, führt ein Institut für Entwicklungshilfe in Freiburg und macht immer noch Musik. Wochen später brachte man einen Italoamerikaner, der schwarze lange Haare und einen Vollbart trug, von einem Londonbesuch mit. William (Bill) Joseph Barone hieß der einundzwanzigjährige Typ. Was mir gar nicht paßte, war die Tatsache, daß Bill zu mir in die winzige Einzimmer Wohnung ziehen sollte. Inzwischen war nämlich meine Freundin Pirjo, eine Finnin, nach Deutschland gekommen und wohnte seit Monaten bei mir. Da die Wohnung Peter gehörte, konnte ich keine Einwände erheben. Ich mußte versuchen, mein Bestes aus der Situation zu machen. Bill war ein von Medikamenten abhängiger Asthmatiker und dazu Frühaufsteher. Jeden Morgen lauerte er darauf, daß wir unsere Augen auftaten. Sobald das geschah, legte er seine Lieblingsplatten auf und drehte den Lautstärkehahn bis zum Anschlag auf. Dieses Ritual wiederholte sich Monat für Monat. Jeden Morgen Jefferson Airplane und Steppenwolf. Oder Steppenwolf und Jefferson Airplane. Immer und immer und immer wieder. Das Zeug hing mir zum Halse heraus. Pirjo und ich taten oft als schliefen wir noch und konnten so das Inferno eine Weile aufschieben. Wenn ich diese Platten von damals heute höre, dann kommt mir immer noch ein merkwürdiges Gefühl hoch, ähnlich wie es mir mit dem Beachboy-Song "Barbara Ann" geht, der mich auf die gleiche Art und Weise während der Pausen meines allerersten Auftritts langweilte. Innerhalb kürzester Zeit lernte ich auf Amerikanisch zu fluchen und Philadelphia Ghettoslang zu verstehen. Ich sprach mehr Englisch als Deutsch. In der Enge der Situation habe ich mir gute Englischkenntnisse aneignen können. Jerry Berkers kam etwa gleichzeitig wie Bill zu uns. Alles im Rahmen unseres Scoutings nach einem Ersatz für Wolfgang Steinicke, der uns spontan verlassen hatte um in Freiburg Mathe und Astrophysik zu studieren. Jerry, der wie ich gerade erfuhr eigentlich Ger Berkers hieß, stammte aus Brunsum in Holland. Er war wie Bill Gitarrist. Da wir uns schon für Bill entschieden hatten, aber Jerry wegen seiner ungewöhnlichen Stimme nicht wieder gehen lassen wollten, fragten wir ihn, ob er nicht Bass bei uns spielen könne. Das tat er dann auch eine Weile mit sehr hoher musikalischer und technischer Qualität. Jerry war in der Tat schon zu Wallenstein-Zeiten "seltsam". Allerdings nicht von Beginn an. Alles, was ich von ihm wusste, war, dass er vorher (ca. 1970/71) in einer Show-Band mit Go-Go Girls durch Australien getourt war und dort von einem Versorgungs-Offizier der US-Army engagiert wurde, um mit seiner Band für die GI`s in Vietnam an forderster Front zu performen. Die Musiker der Band waren im Schnitt 18/19 Jahre alt und offensichtlich zu naiv, um zu wissen was auf sie zukommen würde. Jerries Stimme war sehr originell. Dunkel und gefühlvoll. Diese Stimme ist vor allem auf unserem Album "Mother Universe" zu hören. Jerry war damals ein gut aussehender freundlicher junger Mann mit halblangen, dunklen Haaren und einem kurzen Vollbart, der nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, um die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich zu lenken. Wir hatten Anfang der Siebziger Jahre viele Studiosessions in den Dierks Studios (Köln / Stommeln) unter dem Namen "The Cosmic Couriers" gemacht. Dort wurde im allgemeinen immer LSD konsumiert wenn wir Musik improvisierten. Die Plattenfirma (Ohr, später Pilz -Label) wollte mit Jerry ein Soloalbum ("UNTERWEGS") machen und bat ihn an Texten zu arbeiten. Auf dem Album trommelte übrigens der Drummer der späteren "Bläck Föss" aus Köln. Zu dieser Zeit fing Jerry`s Verhalten an sich langsam zu verändern. Er zog sich immer mehr in sich zurück und wurde seltsam ernst und entrückt. Wir dachten zunächst er brauche seine Zeit für sich um diese Solo Album Texte fertig zu bekommen. Er erzählte mir in dieser Zeit (ca. 1971/72) das erste Mal von seinen Erfahrungen in Vietnam. Wir wohnten damals zeitweise mit mehreren Leuten sehr primitiv in einem Haus in der Innenstadt von Mönchengladbach. An einige seiner bedrückenden Vietnam-Schilderungen kann ich mich bis heute gut erinnern. Ich als Wehrdienstverweigerer und Pazifist war sehr schockiert, dass ein so junger Mann wie Jerry schon persönlich derartig dramatische Erfahrungen in einem realen Krieg gemacht hatte. Für uns fand Krieg in Zeitungen statt. Jerry berichtet von einem üblicherweise stattfindenden Transport des Bandequipments auf einer großen Plattform, auf der die ganze Bühnenbackline komplett aufgebaut und festgeschraubt war. Bühne und Musiker wurden wurden komplett mit Helikoptern oder mit Hilfe schwerer Trucks zu den Soldaten an die vorderste Front gebracht. Zum Teil tief in den Dschungel. Jerry erlebte, dass der Viet-Congs derartige Transporte mit schweren und leichten Waffen beschoss. Mit den entsprechenden Folgen: Tote und Verwundete. Ein anderes Mal fiel während des Auftrittes direkt neben ihm eines seiner Go-Go Tänzerinnen von Snipern tödlich getroffen um. (An anderer Stelle wird berichtet, dass sämtliche (insgesamt 3) Go-Go Tänzerinnen während des Gigs erschossen wurden. Anm. d. Webmasters) Die Musiker waren alle gut befreundet. Derartig gefährliche Situationen hatten sie noch mehr miteinander verbunden. Um so drastischer muß eine solche Erfahrung auf Jerry gewirkt haben. Ein drittes Erlebnis schilderte, wie seine Unterkunft im Dschungel die ganze Nacht mit schweren Panzergranaten beschossen wurde. Jerry hatte 12 Stunden lang Todesängste. Ich bin überzeugt, dass diese Erfahrungen tief in seine Seele eingedrungen sind, sie gewaltig erschüttert und verwirrt haben. Sein LSD Konsum hat diese Erlebnisse wahrscheinlich wieder real werden lassen. Wir waren zu jung, um die Warnzeichen zu erkennen und zu unerfahren um ihm zu helfen. Jerry verwahrloste zunehmend und redete wirr. Er trieb sich mit Heroinsüchtigen herum und schlief im Freien. Einmal schaute er mich unendlich traurig an und sagte: "Harald ich sterbe jetzt!". Dann war er tagelang verschwunden. Ein anderes Mal tauchte er um 3 Uhr nachts bei den Eltern von Jürgen Dollase auf und fragte, ob sie das Taxi zahlen können, mit dem er gerade aus Aachen (!) gekommen war. Dort war er wohl einige Tage vorher mit dem Fahrrad (75 km) hingefahren. Sein Musikmachen in unserer Band "Wallenstein" wurde dabei emotional immer intensiver. Bei einem unserer Auftritte im Hamburg verschwand er in der Pause und tauchte erst 3 Tage später wieder auf. Er sagte sein Gesicht sei von Blut überströmt gewesen. Er wurde für uns unberechenbar und wir schauten nach anderen Bassisten. Dieter Meier wurde für kurze Zeit sein Nachfolger und hatte ja auch ein ähnlich dramatisches Ende. Jerries Album "UNTERWEGS" erschien auf dem Pilz-Label. Danach aber verschwand er aus unserem Leben. Ich hörte, seine Eltern hätten ihn in eine Psychatrie in Holland einliefern lassen. Einige Jahre später (vielleicht 1977/78) begegnete ich ihm zum letzten Mal in einer Szene-Kneipe in Mönchengladbach. Er hatte kurze Haare, keinen Bart mehr und trug einen Anzug. Sein Verhalten schien mir durch Psychopharmaka sehr gedämpft, fremd und distanziert. Vor sechs oder sieben Jahren wurde Jerry tot in einem Park in Holland aufgefunden. Überdosis Kokain. Wir hatten mit "Blitzkrieg" einen Gig auf einem Riesenfestival in Landshut. Das erste Mal in meinem Leben stand ich vor gut zehntausend Menschen. Es regnete stark und wir hatten Angst, daß wir tödliche Stromschläge abbekommen könnten. Einige berühmte Rockmusiker sind auf diese tragische Weise ums Leben gekommen. Besonders gefährdet sind Sänger, wenn sie mit dem Mund ein unter Strom stehendes Mikrofon berühren. Dann folgen Gitarristen und Bassisten, die über die feuchten Instrumentensaiten den tödlichen Stromschlag abbekommen können. Meine Angst galt eher dem Schaden, welches Wasser einem Holztrommelkessel zufügen kann. Wir spielten gut, denn wir bekamen anschließend ein Schallplattenangebot nach dem anderen. Peter brachte uns damals erfolgsmäßig gut nach vorne. Wir spielten häufig und verdienten zeitweilig ein ausreichendes Einkommen. Wir hatten Beiträge in allen Musikmagazinen, von denen es natürlich lange nicht so viele gab wie heute. Selbst der SPIEGEL schrieb über uns in seiner Kulturabteilung. Leider war Peter ein sehr ungeduldiger Mensch. Er war davon ausgegangen uns innerhalb von einigen Monaten ganz nach Oben bringen zu können. Nachdem wir unseren Namen "Blitzkrieg" in "Wallenstein" ändern mußten, weil wir Ärger mit einer gleichnamigen Band aus England vermeiden wollten, warf Peter das Handtuch. Wir hatten einen Schallplattenvertrag. Unsere Plattenfirma hieß OHR MUSIK. Sämtliche namhaften Undergroundmusiker und Gruppen, angefangen mit "Tangerine Dream", Amon Düül, Ash Ra Tempel, Klaus Schulze, "Popol Vuh", "Guru Guru" u.s.w. waren auf diesem Label. Rolf-Ulrich Kaiser und Gille Lettmann, die beiden Labelchefs, hatten Kontakt zu Professor Timothy Leary, einem Psychologen der von der Harvard Universität geflogen war, weil er Experimente mit LSD an seinen Klienten weitergeführt hatte, die in den Anfängen seiner psychologischen Forschungen noch legal waren. Kein Mensch wußte, was LSD bewirken konnte. Durch seine literarischen Veröffentlichungen wurde er eine der legendärsten Figuren der internationalen Hippieszene. Nachdem LSD als illegale Droge eingestuft und verboten wurde, wurde Timothy Leary immer mehr zu einer politischen Figur, weil er eine Menge Anhänger hinter sich hatte. Er galt schließlich als Gefahr für die amerikanische Gesellschaft, weil er lautstark den Ausstieg propagierte. "Turn on, tune in, drop out". Der Hippie-Slogan schlechthin. Timothy Leary, der LSD-Papst, lebte jahrelang auf der Flucht vor dem amerikanischen CIA. Die Schweiz hatte ihm Asyl gewährt. In den USA drohten lange Haftstrafen wegen illegalen Drogenbesitzes. Eines Tages wurde er dann aus Afghanistan entführt und zurück in die USA gebracht, wo man ihn wegen geringer Mengen Hasch einlochte. Er hatte in Basel prächtige Beziehungen zu den Labors einiger Pharmagiganten, in denen reinstes, ungepanschtes LSD produziert wurde. Oft wurde in geringen Mengen Strychnin zugesetzt. Ein brutales Gift. Dr. Albert Hoffmann hatte in den Sechzigern in den Laboren dieser Schweizer Pharmagiganten das Lysergsäurediäthylamid (LSD) und dessen psychogene Wirkungen entdeckt. Seine Eigenversuche gibt es in Buchform. Aus jenen Quellen stammte die Wahnsinnsdroge, welche wir damals in den Musikstudios konsumierten, bevor wir uns in das damit verbundene musikalische Abenteuer stürzten und die legendären Kosmischen Kuriere - Sessions veranstalteten. Vieles was damals aufgenommen und zum Teil auch veröffentlicht wurde war musikalischer Schrott, aber ich erinnere mich an ganz phantastische musikalische Erlebnisse während der Aufnahmen. Die Bänder, die damals aufgenommen wurden existieren wahrscheinlich heute noch. Unveröffentlicht und inzwischen vermutlich zu Staub zerfallen, nach über zwanzig Jahren. Unwiederbringlich verloren für die Nachwelt. Ambient- und Trancemusik der ersten Stunde. Wer wird diesen Schatz heben. Falls es nicht schon zu spät ist. Es war die Zeit in der ich meine Liebe zu elektronisch erzeugter Musik entdeckte. Dieses Universum an klanglichen Variationen ließ mich fortan nicht wieder los. In dieser Zeit entstanden einige Platten die den Grundstein der heutigen elektronischen Musik legten. Niemand dachte damals daran diese Musik "Techno" zu nennen. "Wallenstein" begann mich zu langweilen. Querelen untereinander ließen das Gefühl Füreinander bröckeln. Wir hatten bis 1975 vier relativ erfolgreiche Schallplatten herausgebracht. Mit abnehmender Verkaufstendenz. Das Projekt drohte in den Mainstream abzugleiten. Die Band begann sich erst einmal aufzulösen. Nach meinem Ausstieg mit einer neuen Besetzung gelang "Wallenstein" einige Jahre später mit dem Titel "Charline" ein großer kommerzieller Erfolg. Charly Terstappen (Charly T.), der später jahrelang für Marius Müller-Westernhagen trommelte, wurde mein Nachfolger. Ich hatte keine Lust mehr auf Rockmusik. Wollte keinen Vierviertelrockbeat mehr trommeln und verkaufte mein Schlagzeug, ein durchsichtiges "SONOR" Acryldrums mit allem Schnickschnack. Für den Erlös kaufte ich eine Westerngitarre, einen "Barcus-Berry" Tonabnehmer, einen Musicman Gitarrenamp und ein "WEM" Copycat. Das ist ein Band-Echogerät englischer Produktion welches damals bei den Gitarristen schwer angesagt war. Echosounds hatten mich während der "kosmischen" Sessions total fasziniert. Die polyrhytmischen Strukturen die man damit erzeugen konnte packten den Trommler in mir. Ich konnte mich, quasi in Echtzeit, selbst musikalisch begleiten. Stundenlang saß ich mit der Gitarre vor diesem Echogerät und spielte mit den Melodien und Rhythmen. Wie sollte es, nachdem ich "Wallenstein" aufgegeben hatte nun mit mir weitergehen. Ich war Schlagzeuger ohne Schlagzeug und als Gitarrist fühlte ich mich keineswegs. Dazu war ich zu schlecht. Der entscheidende Kick kam eines abends, als ich noch halbwach im Bett liegend einer Musiksendung des WDR zuhörte die "Schwingungen" hieß. Gerade lief ein unbekanntes Stück welches mich immer mehr in den Bann zog. Ich war vollkommen überrascht als der Moderator Winfried Trenkler am Ende den Namen Klaus Schulze, den ich ja kannte und den Plattentitel "Blackdance" erwähnte. Ich war beeindruckt. Als ich ihn zwei Jahre zuvor noch bei Ash Ra Tempel und mit seinem Soloprojekt hörte war ich nicht sonderlich begeistert. Ich entschloß mich Kontakt aufzunehmen und schrieb ihm und auch Manuel Göttsching, der Ash Ra Tempel inzwischen allein weiter führte und den Namen auf "Ashra" gekürzt hatte, einen Brief, in dem ich meine Begeisterung über die musikalische Entwicklung mitteilte. Ich hoffte mit in diese Musik einsteigen zu können. Kurz darauf besuchte mich Manuel in Mönchengladbach. Jeder kannte mich hier. Ich war es leid, dass ich in keine Kneipe gehen konnte, ohne dass ich erkannt wurde und in Gespräche verwickelt wurde. Die lokale Musikerszene klebte immer noch an Rockmusik, steckte voller Identifikationsprobleme. Meine Begeisterung für "elektronische Musik" teilten nur wenige. Meist stieß ich auf Ablehnung, wenn ich Namen von Elektronikmusikern erwähnte. Alle sahen in mir den "Wallensteindrummer". Der wollte ich aber nicht mehr sein... Text: Harald Grosskopf, 1995 & 2005 Jürgen Dollase wandte sich seinen anderen künstlerischen Wurzeln zu, nachdem Wallenstein aufgelöst wurde und er das Musikmachen komplett stoppte. Jürgen, der lange Zeit ein Fastfoodfreak war, wurde beinahe über Nacht ein Gourmet. Seine Kochkunst ist mehr als fantastisch. Heute schreibt er Gastronomiekritiken unter anderem in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)” und im “Feinschmecker” und gehört seit einigen Jahren zu Deutschlands führenden Gourmetkritikern. 2004 war er in Sachen “Haute Cuisine” zu Gast in der ZDF-Sendung “sonntags”. Joachim Reiser lebt heute in der Nähe von Mönchengladbach und arbeitet als Dozent für Violine an der Mönchengladbacher Musikschule. Mitte der 80er Jahre gründete Joachim ein Rockstreichorchester, für das er auch die meisten Stücke schrieb. Einige der Stücke erschienen als Publikationen bei den Musikverlagen Schott und Tonger. Nebenbei hat er zahlreiche CD’s produziert, die aber kommerziell nicht erhältlich sind. Jerry Berkers verließ Wallenstein bereits im Herbst 1972 und trat anschließend nur noch solo auf. Während der Produktion seines ersten (und einzigen) Soloalbums wurde Jerry geisteskrank und musste von seinen Eltern in eine psychiatrische Anstalt gebracht werden. Offenbar hatte LSD Konsum seine schrecklichen Vietnamerlebnisse wieder wahr werden lassen, während er an den Songtexten für sein Album arbeite. Jerry wurde vor sechs oder sieben Jahren tot in einem Park in Holland aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Kokain. Dieter Meier starb 1986 unter tragischen Umständen an den Folgen schweren Alkoholmißbrauchs in einem Krankenhaus in Mönchengladbach. Bill Barone kehrte nach der Trennung von WALLENSTEIN wieder in die USA zurück. Heute lebt er in Philadelphia und arbeitet für Caterpillar Baumaschinen. In den USA spielte er noch einige Jahre in verschiedenen regionalen Bands und hatte auch einige größere Auftritte (u. a. mit Chuck Berry 1977). Aus dieser Zeit sind jedoch keine Tonträger bekannt bzw. veröffentlicht worden. Nach einer langen Pause von 20 Jahren kamen Bill und Harald Dank Harald’s Webseite wieder in Kontakt. 2003 und 2004 war Bill in Deutschland zu Besuch und traf sich mit ehemaligen Bandkollegen. Jürgen Pluta produziert seit vielen Jahren mit DJ Hooligan für das Projekt Da Hool. Ende 2008 veröffentlichten sie ihr Album "Light My Fire". 4 ausgekoppelte Singles landeten alle in den Top 20 der deutschen Dancecharts (DDC), die Single "Light My Fire" sogar auf Platz 1. Mit Da Hool bereiste er u.a. Spanien, England, Ukraine, Russland, Niederlande, Tschechische Republik, Estland etc. Wolfgang Steinicke, der noch zur ursprünglichen Besetzung von WALLENSTEIN gehörte, und später von Bill Barone ersetzt wurde, verließ die Band noch vor dem ersten Album Ende 1971, um in Freiburg Mathematik und Physik zu studieren. Heute leitet er ein Büro für Umweltuntersuchungen in Freiburg (www.klima-luft.de), schreibt und veröffentlicht Bücher über Astrophysik und hält zu diesem Thema zahlreiche Vorträge weltweit. Nebenbei ist er als Schriftführer im Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) tätig. Jürgen Pluta, Harald Grosskopf, Bill Barone, Achim Reiser Musiker: Harald Grosskopf
Nicky Gebhard Pete Brough und Kurt Schmidt (alias Terry Park) / Dead Guitars Deutschland: Taurus-Press: Rockpalast-Archiv: Prog Reviews: England:
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